Spieglein
Der morgendliche Blick in den Spiegel zeigt Erschreckendes und Befremdliches. Du erkennst Dich nicht mehr wieder. Wer bist Du geworden? Kannst Du Dich annehmen in Deiner neuen Form? Die Herausforderung von Altern als Wandlungs- und Reifungsprozess.
VERS1
Spieglein, Spieglein an der Wand, an scheena guadn Morgn.
Sag amoi wem ghört dös Gfries, was rausschaugt voller Sorgn.
D`Aung triab, Goschnl hängt, s ganze Gschau is schiaf.
Spiegelein, dös wollt i ned als i di freindlich rief.
Scherbn packs aus, wer is denn die!
Bin dös hoibe Leem da ebba i?
Vers2
Wia i ös letzte Moi neigschaut hab, bi i doch jünger gwen.
Backn schlaff, a Doppelkinn, an oanzelns Haar wachst auf der Stirn.
Am Koobf sans dafia dünna worn, falln büschlweise aus.
Spiegelein, du narrst mi heit, was is bloß mit dia los?
Scherbn packs aus, wer is denn die!
Bin die oide Frau da ebba i?
Vers3
Spieglein, Spieglein in mein Bad, wos hob i dia denn to?
Spiegelein, du warst mei Freind so viele lange Jahr.
Warum schaugt jetzt aus dir raus a solchner Elendsfrust?
Du moanst, du bist no sehr diskret, zoagst mi nur bis zur Brust.
Scherbn, du hast ja Ironie!
Bin die ohne untn ebba i?
Vers4
Spiegerl, Spiegerl an der Wand, sei stark und bleib mia treu.
Die Zeit vageht, ös Elend a und ois werd wieda nei.
Ois valiern und anders werdn, dös is ös Karussell.
Leb schnell, stirb jung, is lang vorbei und werd a nimma werdn.
Spiegerl, sags, wer is denn die?
Bin die fremde Frau da ebba i?